REAKTUALISIERUNG
DER ALTÄGYPTISCHEN____________O B E L I S K E N____________
ÄGYPTEN - URSPRUNG, AUFBRUCH UND QUELLE-
eine Institution, der sich auch die klassische Moderne und
zeitgenössische Kunst nicht entziehen konnte
J.M.Pei - Glaspyramide, 1989 _ Anselm Kiefer - Osiris und
Isis, 1985/87 _ Sol LeWitt - Weisse Pyramide, 1987 _
Christo - Die Mastaba von Abu Dhabi, 1978 _
Joseph Beuys - Ohne Titel (Tischzeichnung), 1973 _
Gerhart Richter - Grosse Sphinx, 1964 _
Paul Klee - Pyramide, 1932 _
Franz Marc - Eselsfries, 1911
In diesem Kontext steht das Projekt einer Reaktualisierung der
ägyptischen Obelisken in Luxor, Rom, Istanbul, Paris, London,
Kingston Lacy, New York, München, Florenz, Benevento und Berlin
durch die Wiedervergoldung ihrer Spitzen. Die Renaissance der
altägyptischen Obelisken am Vorabend des 3. Jahrtausends
soll der Metamorphose von gegenwärtigen Relikten einer fernen
Epoche, eines vergangenen Zeitalters, in zukunftsweisende
Denkmäler verhelfen
Reaktualisierung des Obelisken Ramses II. im Garten des
Ägyptischen Museums in Kairo mit einem goldenen Pyramidion,
Oktober 1987
Und wenn sich nach einer langen Nacht, wenn gleich diese über
Jahrtausende
zurückliegt, die ersten Strahlen am Morgen im goldenen Pyramidion
brechen und
das Lichtspiel wieder an die Zeit erinnert, in der Gold eine
Materie der Sonne
und des strahlenden Sonnengottes Re war, geweiht der Reinheit
und Unsterblichkeit,
beginnt ein Projekt, dessen Zielsetzung das bessere Verständnis
zwischen den einzelnen
Menschen, Völkern und Kulturen anvisiert und in einem Prozeß
nicht nur kultureller
Revisionen einhergehed die notwendige Entstehung eines globalen
Bewußtseins,
einer unviersellen Kultur, eines Weltethos impliziert.
Die Neuorientierung
wird nicht mehr nur mit Definition europäsicher Geschichte
und eurozentrierter Kultur
einhergehen und eine Reaktion auf die gewaltigen, nicht nur
demograprhischen Veränderungen
muß zur Folge haben, daß die Einbezeihung der Kulturen von Kush,
Benin, ebenso wie das
Kulturerbe der Yoruba, Aborignales und auch die
Navajo-Schöpfungsmyhten, Zen oder das
indische Epos Mahabharata gleichrangig sind mit einem Homer,
Cicero, Mozart oder
James Joyes.
Ägyptens Obelisken, Botschafter der Vergangenheit, Symbole
der Geschichte,
die laut einer Inschrift im Bogenfeld der Südwand des
Italienischen Saals
Zeugnis der Zeiten, Licht der Wahrheit, Leben der Erinnerung,
Lehrmeisterin
des Lebens und Künderin des Altertums ist, sind gerade
zu prädestiniert, als
Zeichen einer umfassenden, völkerverbinden
Internationalität im Sinne des
Leitthemas des Italienischen Saals zu fungieren:
CONCORDIA PARVAE RES CRESCVNT/DISCORDIA MAXIMAE DILABVNTUR
Richard Hillinger
Auf unsere unvollständige Vorstellung von Obelisken
als "nackte" Steinpfeiler aufmerksam zu machen
und an ihre einstige Vergoldung zu erinnern, sei Aufgabe der
Ausstellung und ihrer Begleitpublikation. Sie ist auch Kern der
Bemühungen Richard Hillingers, den Obelisken aus Ägypten,
die
heute über alle Welt verstreut sind, im Zeichen einer
umfasssenden, völkerverbindenden Internationalität
eines Tages
zu ihrem ehemaligen Glanz zu verhelfen.
Obwohl die Kenntnis von Grösse, Gestalt und Bewandtnis der
Obelisken Allgemeingut ist, so ist doch unsere Vorstellung von
Obelisken als monolithische Steinpfeiler äusserst
unvollständig. Nur Experten wissen, dass die Spitzen fast aller
ägyptischen Obelisken einst vergoldet waren. Dies brachte die
ursprüngliche Bedeutung der Obelisken vor den ägptischen
Tempeln eindeutig zur Wirkung: als Symbole des Sonnenlaufes sollten
sich in ihren vergoldeten Spitzen die Sonnenstrahlen weithin sichtbar
spiegeln. Noch vor ungefähr 500 Jahren war der Kupferbeschlag
für
die Vergoldung des ältesten noch stehenden Obelisken, den von
Sesostris I. vor dem ehemaligen Sonnentempel in
Heliopolis
erhalten.
Dübellöcher im abgebrochenen Oberteil eines Obelisken
Thutmosis`III. in Karnak
machen deutlich, dass diese Kupferplatten
für die Vergoldung auch die Reliefs unterhalb der
Obeliskenspitze einschliessen konnten. Ein Metallpyramidion sass
auch auf der
Spitze des Obelisken Ramses II. aus Luxor, der sich heute in
Paris befindet.
Selbst der späte Obelisk Nektanebos I. aus dem 4.
vorchristlichen
Jahrhundert (heute im British Museum, London) besass seiner
Inschrift
entsprechend eine metall überzogene Spitze.
To call attention to our incomplete image of the
obelisk as a "naked" stone pillar, and to recall its
former gilding, is one of the purposes of this exhibit
and its accompanying publication. This is also the
basis of the efforts of Richard Hillinger to recreate
the former brilliance of the obelisks of Egypt, now
scattered throughout the world, and to make of them
symbols of a universal and unifying internationality.
O B E L I S K E N
ISBN 3-927 612-06-5
Neben den Pyramiden und den kolossalen Statuen
sind wohl die Obelisken diejenigen Denkmäler, in denen
sich dem modernen Geist "Altägyptisches" am typtischsten
verköpert. Selbst ohne das Land am Nil bereist zu haben, wird
doch jedermann die drei genannten Denkmälergruppen ohne weiteres
dem pharaonischen Erbe zuorden: das Wissen darum ist zum
selbstverständlichen abendländischen Kulturgut
geworden. Die Aneignung freilich erfolgte keineswegs synchron
und geradlinig: die Gegenständlichkeit der kolossalen
Königsstauten erlaubte den nachpharaonischen Völkern
keine konstruktive Auseinandersetzung, geschweige denn eine
Übernahme dieser gewiss eindrucksvollen Monumente in die
eigene Kultursphäre. Erst durch ihr Auffinden in originalen
Kontexten seit dem 19. Jahrhundert sind sie als Symbol ägyptischer
Kunst in unser Bewusstsein gerückt. Die über Jahrhunderte
währende Einschränkung der Reisemöglichkeiten in den
Orient hatte die Pyramiden, deren Bedeutung für den ägyptischen
Totenkult der Antike bekannt gewesen war, zu mystischen Monumenten
verklärt, einer Vorstellung, vor der wir uns bis heute nicht
ganz frei machen können. Das Mittelalter sah in ihnen die
Kornkammern, die Pharao auf Geheiss Josephs hat anlegen lassen, ohne
sich über ihre wahre Gestalt und Grösse Rechenschaft
abzulegen.
Pyramiden hatten sich lediglich durch ähnlich gestaltete
Nachbildungen in
Rom
erhalten.
Einzig die Obelisken sind dem Abendländer im Original allezeit
vor Augen geblieben. Der Umstand, dass sie aus Hartgestein
monolitisch
geschlagen sind, und ihre einfache Form erlaubten bereits der
Antike,
viele von ihnen ohne übermenschlichen Aufwand nach Europa zu
verbringen. Zunächst als reine Siegestrophäen verstanden,
wurden sie- infolge ihrer abstrakten Form - schon bald in andere
Sinnkontexte transportiert. Die Römer stellten sie in den
Circus, als "Zeiger" auf die Sonnenuhr, vor Mausoleen oder
direkt
auf Gräber. Die altägyptische Weise der Aufstellung,
nämlich ausschliesslich vor Tempeln, findet in Rom
ihre Entsprechung in den Isis-Heiligtümern
der Stadt, wo sie als
Evokation des ägyptischen "genius loci" den Tempeln
"authentisch"-ägyptisch" machen sollten.
Hier in Rom haben sie sich in den Ruinen der Stadt in einem Fall
sogar noch aufrecht stehend, erhalten. Bei der Erneuerung Roms
zum Zenturm der Christenheit sollten diese Monumente einer
neuen Aufgabe zugeführt werden. Wieder war es ihre zeitlos
abstrakte Form, die sie -Zeugen ältester Zeit- zu Sinnträgern
im Dienst des universellen Christentums prädestinierte.
Darüber hinaus spielen sie im urbanistischen Konzept der
Renasissance und des Barock eine wesentliche Rolle als dekoratives
Element. Sie erfuhren somit ihre zweite Reaktualisierung und
entfernten sich weiter von ihrer ursprünglichen Bedeutung.
Was diese einmal war, konnte erst im 19. Jahrhundert wiederentdeckt
werden, nachdem Napoleon Bonapartes Ägyptenfeldzug den Weg zu
einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit der pharaonischen
Kultur frei gemacht hatte. Jetzt werden wieder Obelisken über
weite Distanzen aus Ägypten geholt, um die Städte der
neuen Industrieländer zu schmücken. Aber diesen
Bemühungen liegt das Wissen um ihr Alter und ihre Bewandtnis
zu grunde und sie werden als wirkliche Botschafter des Alten
Ägypten eingesetzt. Der Obeliskengedanke wurde ein letztes
Mal im grossen Stil exportiert, wobei zunehmend
"Nachempfindungen"
an
die Stelle der ägyptischen Originale traten, die in ihrem
Dimensionen und Implikationen über das Vorbild bisweilen weit
hinaus gehen konnten.
Dr. Christian E. Loeben
OBELISKEN
ISBN 3-927 612-06-5
RICHARD HILLINGER
Heliopolis- Luxor - Kairo - Byblos - Rom - Benevento - Istanbul -
Urbino - Florenz - Rom - Kingston Lacy - München - Paris -
Durham - London - New York - Berlin
Wissenschaftliche Leitung
Dr. Christian E. Loeben
Mit Beiträgen von:
Ernst Czerny, Wien
Jean Claude Golvin, Paris
Georg Meurer, Berlin
Michael S. Cullen, Berlin
Rudolf Angermüller, Salzburg
Ausstellung im Italienischen Saal der Landshuter
Stadtresidenz vom 23.5-2.6.1992
Fotos: Otto Stadler - Martin Kern - Hermann Hillinger
Obelisk mit goldenem Pyramidion - Grabanlage des Neferhotep
DANKSAGUNGEN
Die Ausstellung und ihre Begleitpublikation
wären nicht zustandegekommen ohne die
besondere -aktive oder moralische- Unterstützung folgender
Personen und Institutionen
_____Ägypten_____
Dr. Ibrahim El-Nawawy
Generaldirektor der Ägyptischen Museen
Elham Salah-El-Dien
Kuratorin des Ägyptischen Nationalmuseum, Kairo
Dr. Mohammed Saleh
Direktor des des Ägyptischen Nationalmuseum, Kairo
Madeline Y. Bessada
Direktorin des Luxor Museum für ägyptische Kunst, Luxor
Dr. Zahi Hawass
Generaldirektor für Giza und Saqqara
Dr. Mohammed El-Saghir
Generaldirektor von Oberägypten
Dr. El-Sayed Hegazy
Direktor
_____Australien_____
C.N.S. Robinson
Nicholson Museum, University of Sydney
_____England_____
©Richard Hillinger
Konradweg 14 - 84034 Landshut - Germany
Tel.: 0871 25907
Web-Design: Richard Hillinger
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